Schüleraustausch mit Polen

Treffen wir uns in Hamburg!

Schüleraustausch mit Stettin, Polen, im April 2013

Wie sieht ein idealer Schüleraustausch aus? Nach vielen Experimenten und wechselhaften Erfahrungen haben wir eine praktikable und für beide Gruppen attraktive Lösung gefunden: Zu Beginn kommen Deutsche und Polen an einem leicht erreichbaren, für alle attraktiven Ort zusammen. In unserem Fall war es Hamburg – von Rotenburg wie von Stettin aus mit der Bahn in fünfeinhalb Stunden erreichbar. In Hamburg blieben wir zwei Nächte, erforschten die Stadt und führten unser Projekt  durch: in diesem Fall ein Fotoprojekt „Mein Partner und ich in Hamburg“. Die Ergebnisse kann man sich an einer Wand im Speisesaal ansehen.

Das Highlight also vorweg! Kühl, aber sonnig präsentierte sich das vornehme (Jungfernstieg), dynamische (Hafen-City), aber auch alternativ-quirlige (Schanzenviertel) Hamburg von seiner besten Seite. Unsere Unterkunft in einem Hostel in der Nähe der Deichtorhallen: gutes Frühstück, aufregende Nächte in polnisch-deutsch belegten Mehrbettzimmern, internationale Atmosphäre und fast alles von dort zu Fuß erreichbar. Wir besuchten Museen – Haus der Fotografie und Kunsthalle – und stiegen auf den Turm von St. Michaelis mit seinem fantastischen Hamburgblick. Der erste Abend war freilich von kollektivem Hunger geprägt, und mit viel Überredung konnten wir ein ostasiatisches Restaurant im Schanzenviertel dazu bringen, für 51 Personen noch am selben Abend einen Raum zu reservieren. Das Essen dort konnten wir weitgehend aus dem Erlös von zweimaligem Kuchen- und Waffelverkauf „für die deutsch-polnische Freundschaft“ finanzieren (siehe unten).

51 Personen – so viele waren wir noch nie! Mit so vielen Leuten dauert alles länger; alles muss man wenigstens zweimal erklären, und durchzählen ist eine echte Konzentrationsübung. Man merkt es auch an Fußgängerampeln, die wir immer nur in zwei oder drei „Portionen“ überqueren konnten. Ein Steigerung ist da nur „51 Personen mit Gepäck“: dafür ist wenigstens diedreifache Zeit einzuplanen.

Nach Hamburg, die nächsten zwei Tage in der Schule: nach der Begrüßung durch Frau Rimbach sollten die polnischen Schüler nicht wie sonst einfach am Unterricht der Gastgeber teilnehmen; sie waren Mittelpunkt von Fragerunden. Entweder wurden sie selbst befragt – Beispiel: „Wie ist die Schule in Polen?“ – oder sie stellten den Deutschen Fragen. Kolleginnen, die sich darauf einließen, erlebten Überraschungen – etwa, gleich zu Beginn gefragt zu werden: „Was ist Ihr Schönheitsideal?“ Parallel dazu war eine Gruppe damit beschäftigt, Waffeln zu backen und Kuchen an Schüler und Lehrer zu verkaufen – besonders für die polnischen Schüler eine neue Erfahrung, da dies in der polnischen Schule gar keine Tradition hat.

Am nächsten Tag wurde die Ausstellung im Speisesaal vorbereitet und präsentiert. Danach zeichneten Schüler und Lehrer die besten / schönsten / kreativsten Bilder mit kleinen Preisen aus. Auffallend war, dass von den sieben vergebenen Preisen fünf auf die gleiche Fotografin – Kinga Niebiesna - fielen. Es gibt also doch echte Foto-Talente!

Letzter Tag: Exkursion nach Marburg, ganz ohne Projekt oder Arbeitsaufträge. Nachdem alle die vielen Stufen zum Schloss erklommen hatten und die Gruppenfotos im Kasten waren, war noch etwas Zeit zur Erkunden der malerischen verwinkelten Altstadt mit ihren kleinen Geschäften und für einige zum Aufspüren der Objekte des „Grimm-Dich-Pfads“: Reminiszenzen an die Märchen der Brüder Grimm, die beide in Marburg studiert hatten (Jura übrigens!). Seltsam nur, dass die Polen das Märchen vom tapferen Schneiderlein nicht kennen und mit dem Spruch „Sieben auf einen Streich“ nichts anzufangen wissen! Die anderen Märchen sind wie „Jaś i Małgosia“ (Hänsel und Gretel) sind dagegen wohlbekannt.

Nach der „lehrerfreien“ Abschlussfete am alten Sportplatz Oberellenbach war es für viele eine kurze Nacht, denn bereits um 7.31 Uhr fuhr der Zug mit der polnischen Gruppe nach Hause. Trotz fünfmaligen Umsteigens gab es auf der Fahrt bestimmt noch Gelegenheit zum Weiterschlafen.

Was hat’s gekostet? Trotz weiter Reisen und mehrerer Übernachtungen mussten vor allem die polnische Schüler nur eine geringe Summe selbst zahlen, da der Austausch von der Klassenfahrtförderung der Kreissparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg, vor allem aber vom Deutsch-polnischen Jugendwerk (DPJW / PNWM) großzügig unterstützt wurde. Ohne die Förderung durch das DPJW wären solche Austausche nur schwer oder gar nicht zu organisieren.

 

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