JGS-Schüler messen sich mit Schach-Großmeisterin Melanie Ohme

Anlässlich seines 75jährigen Jubiläums lud der Schachklub Turm Bad Hersfeld am 26. Oktober 2013 zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung ins Bad Hersfelder Kurhaus ein. Keine Geringere als Großmeisterin Melanie Ohme trat simultan gegen eine Auswahl aus 30 Damen und Herren, Junioren und Senioren der regionalen Schachvereine und -schulen an. Dazu eingeladen waren auch vier Schachschüler der JGS, die darum kämpften, der 23jährigen deutschen Nationalspielerin aus Leipzig vielleicht ein Remis abzuringen oder – wie manche Schüler es sich vorgenommen hatten – wenigstens 30 Züge durchzuhalten.

Rechts im Bild sehen Sie Großmeisterin Melanie Ohme, die simultan gegen die JGS-Schüler Carolin Schlein, Hanna Sandrock, Micha Sandrock und Maik Leidorf spielt.

 

Doch bevor die 30 Bretter zum Partiebeginn freigegeben wurden, stellte die sympathische  Psychologiestudentin, die gerade ihre Bachelorarbeit über „Geschlechterunterschiede im Schach“ an der Universität Mannheim abgeschlossen hatte, erst ´mal ihre beeindruckende schulische und sportliche Laufbahn dar. Darüber hinaus gab sie am Demonstrationsbrett eine Kostprobe ihres Könnens, indem sie eine ihrer schönsten Partien, die von einer trickreichen Opfertaktik mit Bauernumwandlung geprägt war, präsentierte.

Dann gings Zug um Zug los. Maik Leidorf  und Micha Sandrock eröffneten ihre Partien mit dem Doppelschritt des Königsbauern, worauf Melanie sizilianisch verteidigte. Carolin Schlein und Hanna Sandrock brachten zunächst ihren Damenspringer ins Spiel, was Melanie mit dem Doppelschritt ihres Damenbauern erwiderte.

Bereits nach wenigen Zügen waren auf den 30 Brettern ganz unterschiedliche Stellungen entstanden. Während die lokalen Spielerinnen und Spieler genügend Zeit zum Überlegen hatten, eilte die junge Großmeisterin von Tisch zu Tisch. Blieb sie an einem Brett einmal etwas länger stehen, stand ihren Gegnern eine Mischung aus Angst und Freude ins Gesicht geschrieben. Zwar fürchteten sie dann – wie Maik es formulierte - , dass Melanie jetzt zum entscheidenden Mattangriff ansetzen würde. Blieb dieser jedoch aus, waren sie stolz darauf, durch einen eigenen Angriffsversuch die Großmeisterin auch ´mal in die Defensive gedrängt und zum tiefergehenden Nachdenken veranlasst zu haben.

Den schwierigsten Stand erwischte Hanna, die sich von Beginn an darauf beschränken musste, variantenreiche Königsangriffe der Profispielerin abzuwehren und dabei in materiellen Rückstand geriet. Carolin verlor zwar in der Eröffnung am Damenflügel einen Bauern, konnte ihre Stellung aber stabilisieren und geriet erst im späten Mittelspiel ins Wanken, als Melanie ihren Angriff auf den Königsflügel verlagerte.

Maik kam materiell ausgeglichen aus der Eröffnung heraus und versuchte im Mittelspiel sogar Melanies König anzugreifen. Dabei verlor er jedoch einen auf einer offenen Linie postierten Springer. Den hartnäckigsten Widerstand leistete Micha, der im gesamten Mittelspiel das Gleichgewicht der Figuren bewahrte und sich erst im Endspiel einer Bauernmehrheit der mehrfachen deutschen Jugendmeisterin beugen musste.

Am Ende waren alle JGS-Schüler nicht nur erschöpft, sondern auch froh, drei bis vier Stunden mindestens 30 Züge gegen die konzentrationsstarke, doch dann ebenfalls erschöpfte Großmeisterin durchgehalten zu haben. So schlossen sie die Ferien mit einer gehörigen Portion Motivation für den zukünftigen Schachunterricht und die demnächst anstehenden – sicherlich leichteren – Partien gegen andere Schulen ab.

Dr. Uwe Brehm

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