Interview mit den beiden besten Abiturienten 2015

Alexander und Markus, ihr zwei habt in diesem Jahr das beste Abitur-Ergebnis des Jahrgangs eingefahren, und noch dazu mit Bestnote! Habt ihr damit gerechnet?

Markus Böcker/Alexander Knoll: Wir haben zwar angestrebt, ein gutes Abitur zu machen, aber mit so einem guten Ergebnis haben wir nicht gerechnet! Es gab Unsicherheiten bei bestimmten Fächern, wo wir auch gebangt haben.

Dann war das wohl ein Bangen auf hohem Niveau!

Dem Klassenprimus haftet ja nun mal das Image des Strebers oder schlimmer noch, des Schleimers, an: Wie kommt ihr damit klar?

Markus: Bei Alexander ist das ganz bestimmt nicht der Fall, da er durch sein Engagement von anderen bestimmt so nicht angesehen wird.

Alexander: Das kann ich auch für Markus so sagen, denn was die Schleimerei betrifft, so fiel Markus im Unterricht ja eher durch kritische Rückfragen auf.

Jetzt seid ihr fertig mit Schule – bedeutet das nun eher Zeit zum Durchatmen oder zum Durchstarten?

Alexander: Erst mal Durchatmen, dann Durchstarten.

Markus: Vielleicht eine Kombination von beidem, da ich eine Reise in die USA mit dem Abschluss eines Sprachzertifikats verbinde, eine Mischung also von Erholung und Weiterbildung.

Alexander: Erst mal Freizeit, dann aber fängt im Oktober das Wintersemester an. Ich werde in Göttingen das Chemie-Studium antreten.

Markus: Bei mir wird es ebenfalls Chemie sein, toll wäre eine Studienplatz in Zürich.

Verratet ihr denen, die euch nacheifern wollen, das Erfolgsgeheimnis? Wann sollte man z.B. mit den Planungen für das beste Abitur anfangen?

Markus: Normalerweise fangen ja die meisten schon in den Winterferien mit dem Lernen an, dann lernen sie bis kurz vor den Prüfungen nur sehr sporadisch, um dann festzustellen, dass die Zeit knapp wird. Bei uns war das auch so, aber die Zeit hat dann wohl gereicht. Wenn man vorher im Unterricht aufpasst, reicht es eben.

Alexander: Ich hätte vielleicht schon während des Schuljahres eine bessere Strukturierung des Lernstoffs vornehmen sollen.

Markus: Bestimmte Fächer konnte ich beim Lernen auslassen, weil ich den Stoff schon beherrschte.

Euch stehen nun wirklich alle Wege offen: Wo werden sie euch hinführen?

Alexander: Wie schon gesagt, zum Studium nach Göttingen, mit dem Ziel, in der chemischen Industrie einen Job zu bekommen. Auch ein Auslandsaufenthalt ist dabei denkbar.

Markus: Nach dem Studium möchte ich in der Wirtschaft oder Forschung arbeiten, vorzugsweise in einem großen Konzern. Ich halte Großkonzerne nicht grundsätzlich für schlecht, wie das von vielen gesehen wird, und habe deswegen auch kein Problem damit dort zu arbeiten. Der Vorteil ist dort, dass, je größer die Produktpalette ist, die Forschungsmöglichkeiten umso breiter angelegt sind.

Über den Unterricht hinausgehendes Engagement und/oder Bestnoten: Steht beides im Widerspruch miteinander oder sind das eher zwei Seiten derselben Medaille?

Alexander: Beides kann miteinander einhergehen: Bestnoten halten ja nicht davon ab, sich zu engagieren. Da ich durch gute Noten weniger lernen musste, hatte ich weniger Druck und konnte mich viel mehr engagieren, z.B. in der SV, Musikvorträge, bei der Planung des Abi-Streichs ...

Markus: Das hängt eben von der Persönlichkeit ab: Manche lehnen sich zurück, weil sie gut sind, andere engagieren sich umso mehr. Bei mir vielleicht eine Mischung von beidem. Zwar keine Arbeit in der SV, aber Teilnahme am Vitaltag oder auch die Redaktionsleitung bei der Erstellung des Abi-Kaktus.

Zum Abschluss das unvermeidliche Latein-Zitat: Der Stoiker Seneca prägte den Spruch „Non vitae, sed scholae discimus", womit er Kritik am vermittelten Schulwissen der damaligen Philosophenschulen übte, das er im Gegensatz zur Lebensweisheit sah.

Was meint ihr, bereitet Schule auf das Leben vor oder eher nicht?

Alexander: Man bekommt viel fürs Leben durch die Schule mit. Vieles lernt man dort aber auch nicht, vor allem das Praktische des Leben. Das sollte man stärker berücksichtigen!

Zum Beispiel?

Alexander: Also z.B. das Ausfüllen einer Steuererklärung, außerdem hat nur ein kleiner Teil der Schüler einen Einblick in den Bereich der Finanzen und des Börsenwesens. WiWi bei Herrn Deubel war für uns insofern echte Lebensvorbereitung!

Markus: Wir haben mit dem Abitur eine „allgemeine Hochschulreife“ und eben nicht eine „allgemeine Lebensvorbereitung“! Deswegen müssen wir in allgemeinen Bereichen ausgebildet werden, auch wenn wir das später so speziell nicht mehr brauchen. Andererseits ist es aber wichtig, dass wir das Handwerkszeug zur eigenen Weiterbildung bekommen haben, wir haben sozusagen die Kompetenz des Problemlösens erlernt!

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Markus Böcker (links), Alexander Knoll (rechts), in der Mitte Frau Proske (Medienbeauftragte an der JGS) 

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt!

Das Interview leitete Rainer Lehn.

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