Grimm und mehr...
Ein ganz eloquenter Mensch hat es auf den Punkt gebracht: "Tradition ist nicht das Aufbewahren der Asche, sondern die Weitergabe der Streichhölzer."
Welches Feuer aber können wir heute in Erinnerung an den Namensgeber unserer Schule entfachen, dessen Todestag sich im laufenden Schuljahr zum 150. Male wiederholt.
Jacob Grimm hat nie in Rotenburg gelebt. Ober er sich je in unserer Stadt oder nur in der Nähe aufhielt, liegt im Dunkeln. Ob er sich in Rotenburg heimisch gefühlt hätte, ist angesichts der hoheitlichen Verhältnisse in der Residenzstadt nicht so sicher.
Reinhold Salzmann, ehemaliger Studienleiter der JGS, hat in einem kleinen Aufsatz in der Festschrift zum 75-jährigen Bestehen der JGS aufgeklärt, welche Umstände dazu bewogen haben und vor allem wen sie bewogen haben, die größte Schule der Stadt mit dem Namen Jacob Grimms zu ehren. Im Jahr 1926 genehmigte ein ministerieller Erlaß der damaligen Preußischen Regierung einen Vorschlag der Schule, sie ab sofort Jakob-Grimm-Schule zu nennen. Pflichtschuldig wurde nach den gültigen Rechtschreibregeln aus Grimms „c“ im Vornamen ein „k“. Das könnte man auch preußisch korrekt nennen. Ab dem 29. September 1926 durfte die „Staatliche höhere Lehranstalt in Entwicklung“ auch in ihrem Briefkopf den Namen eines bedeutenden Deutschen führen. Dieses nationale Element war es wohl auch, das eine besondere Motivation für den Namensvorschlag abgab. Wen wundert es, dass im damaligen Unterrichtsangebot dem Fach Deutsche eine besondere Rolle zugedacht war. Jacob Grimms Todestag im Jahr 1863 wiederholt sich also zum 150. Mal. Worauf kann man sich heute beziehen, wenn sein Name fällt und die Erinnerung an seine Lebensleistung bemüht wird? Auf einer Berliner Gedenktafel sind ihm (zusammen mit seinem Bruder Wilhelm) folgende Eigenschaften zugedacht: Vorkämpfer für eine geeinte deutsche Nation, zu seinem Lebenswerk gehörte das Deutsche Wörterbuch und die Herausgabe der berühmten Kinder- und Hausmärchen, Mitbegründer der modernen Germanistik.
Kurz gesagt: ein mutiger Demokrat, ein seriöser Wissenschaftler und ein den Menschen zugetaner populärer Märchensammler.
Die JGS hat sich entschieden, das Jahresmotto 2012/2013 dem Namenspatron der Schule zu widmen. Gibt es da noch Streichhölzer zu finden, die Wissbegierde entfachen, dem alten Herren neue Seiten abgewinnen, sein Lebenswerk in ein neues und vielleicht ganz anderes Licht rücken? Insbesondere die Projektwoche in der Zeit vom 8.-12. Oktober 2012 soll in möglichst vielfältigen Lernvorhaben, mal ganz nah dran und ein ander Mal auch etwas weiter weg, neue Blicke auf Jacob Grimm ermöglichen.
Natürlich weiß sich das Kollegium der JGS-Lehrerinnen und -Lehrer bei seinen Aktivitäten dem Namensgeber verpflichtet. Der nächste Kollegiumsausflug am 2.Oktober (Fortbildung eingeschlossen) führt zum Hohen Meißner. Am Frau-Holle-Teich soll dem magischen Märchenzauber nachgespürt werden. Vielleicht kann ein wenig vom Ertrag der Spürbemühungen mit in den schulischen Alltag eingeschleust werden.
Dann heißt es für den großen Rest des Jahres „Grimm und mehr…“.
-F.Großkurth-